Und wem möchten Sie
gern privat schreiben?

Beispiel

Privater Brief: Freundinnen

Zwischen den beiden Freundinnen ist ein gravierender Konflikt entstanden, weil die Schreiberin (hier: Lucy) sich in den Freund der Adressatin (hier: Marina) verliebt hat. Seitdem hatten die beiden keinen Kontakt mehr miteinander. Mit diesem Brief will Lucy versuchen, die Beziehung zu Marina wieder zu verbessern. Der Brief sollte handschriftlich und mit der Post verschickt werden.

Liebe Marina,

es fällt mir nicht leicht dir zu schreiben, aber ich weiß mir keinen anderen Rat mehr. Wahrscheinlich hast du den Brief gleich weggeworfen, als du meinen Absender gesehen hast – dann liest du das hier gar nicht.

Wenn du ihn doch geöffnet hast, dann kann ich mir vorstellen, mit welcher Wut und Abscheu du dich darauf einlässt, von mir zu hören.

Glaub mir, es geht auch mir nicht gut.

Ich muss einen dicken Kloß schlechten Gewissens runterschlucken, wenn ich an uns denke, an unsere Nähe, unsere Freundschaft, unser jahrelanges Vertrauen und was nun daraus geworden ist. Und solange ich weiß, dass du noch leidest, lässt dieser Kloß mich nicht frei atmen.

Ja, das ist vielleicht das Wichtigste, dass es dir wieder besser gehen muss, unabhängig von mir. Ich darf nicht so egoistisch sein und noch meinen, dass auch ich ein Recht darauf hätte, Selbstmitleid zu spüren. Mir darf meine Freundschaft mit dir nicht wichtiger sein, als dein Glück. Das ist es, was ich lernen muss und was mir verdammt schwer fällt.

Ich weiß, dass ich niemals wieder gut machen kann, was passiert ist. Aber ich kann es auch nicht rückgängig machen. Ich liebe Felix.

Das ist hart, das tut dir unendlich weh. Aber du lebst mit ihm, du verstehst, dass er liebenswert ist und kannst vielleicht – bei aller Verzweiflung – auch ein ganz klein wenig verstehen, dass ich dasselbe für ihn fühle wie du.

Wenn die Situation eine andere wäre, würde uns so ein Gefühl sogar verbinden. Wir könnten darüber sprechen, lachen, diskutieren, rätseln, Heimlichkeiten austauschen, wie Freundinnen es eben tun, wie wir es immer taten. All das ist nicht möglich, und ich kann gut verstehen, dass es dich wütend macht, wenn ich denselben Anspruch auf ein Gefühl für Felix äußere, wie du, die mit ihm zusammen ist.

Ich will Eure Liebe nicht zerstören und ich wollte unsere Freundschaft nicht zerstören. Jetzt ist vielleicht beides eingetreten und es macht mich total unglücklich, wenn ich denke, dass ich daran schuld bin.

Ich kann dir guten Gewissens versichern, dass ich Felix in den letzten Wochen nur zweimal getroffen habe, nur zum Reden, nur zum Klarheit schaffen. Nicht mehr und nicht weniger, wahrscheinlich hat er es dir ja auch erzählt. Eigentlich wollte ich es dir nicht sagen, weil ich es selbst nicht recht wahrhaben will, aber er liebt dich. Glaub mir, er liebt dich mit aller Zärtlichkeit und Vertrautheit, die immer zwischen Euch bestand. Seine zeitweise Verwirrtheit meinetwegen ist nicht wegzulügen, ja, leider, du musst mir aber glauben, dass nicht er es war, der mich verführen wollte, ich ganz allein trage die Verantwortung für unsere Entgleisung. Ich verspreche dir, Felix nicht mehr zu treffen und meine Gedanken an ihn mit aller Kraft aus meinem Kopf zu verbannen.

Bitte, Marina, immer noch liebste Freundin, gib mir eine Chance. Gib uns eine Chance! Es wird vielleicht nicht mehr so wie früher sein, aber womöglich ernsthafter und ehrlicher. Anders. Und ich möchte dich wieder lachen sehen und wieder frei atmen können.

Sag mir, was ich für dich tun kann, ich werde es tun. Auch wenn es das Gegenteil von dem ist, was ich hoffe.

Mit einer vorsichtigen Umarmung,

Lucy

 

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